Rückblick auf den ECM-Summit – Keynotes

Zweiter Teil meines Rückblicks auf den ECM-Summit – speziell auf die Keynotes von Ulrich Kampffmeyer und Lee Bryant. Dirk Röhrborn von Communardo hat diese bereits sehr ausführlich dokumentiert – vielen Dank dafür, ich weiß wieviel Mühe das Livebloggen macht, selbst habe ich nur vereinzelte Tweets absetzen können (ok, es waren rund 160 über die zwei Konferenztage …):

Ulrich Kampffmeyers Keynote über “Human Impact” fokussierte auf die Wechselwirkungen zwischen Mensch und (Software-)Technologien (im Unternehmen). Aufbauend auf Thesen wie “Der Mensch ist das Maß aller Dinge” wurde ein Bogen zu Herausforderungen an Wissensarbeiter (Information Overload, anyone?) und mangelhafter Usability von Mensch-Maschine-Schnittstellen gezogen. Das skizzierte  Szenario eines Generationenkonflikts (digital natives vs. digital immigrants) sehe ich nicht ganz so – ebensowenig teile ich den (kultur)pessimistischen Ausblick. Klar, man kann diese Sicht teilen, man muss es aber nicht. Ich sehe mehr die positiven Seiten bzw. die Möglichkeiten diese zu stärken. Ganz im Sinne von Charles Leadbeaters “We-Think” – das Web kann gut sein für Freiheit und Demokratie, dies ist aber kein Automatismus, sondern muss immer wieder neu erarbeitet und bewahrt werden.

Lee Bryant hat in seiner Keynote einen ähnlichen Grundtenor eingeschlagen – auch er sieht mehr die möglichen Wandelpotenziale von Social Software in Unternehmen. Dies ist auch dringend notwendig wenn “modern corporations bear the imprint of old organisational models and metaphors”. Während die veränderten Anforderungen und Umsysteme “Enterprises 2.0” benötigen haben wir “1990’s software and tools, coupled with 1930’s management practices”. Klassisches Enterprise Content Management (Create, Store, Manage, Distribute) ist so auch nicht ausreichend – es ist zu zentralistisch, zu unflexibel und motiviert nicht ausreichend zur Beteiligung. Wie nun vorgehen? Lee schlägt folgende Herangehensweise an Enterprise 2.0 vor:

1. try to harness flow & go with the flow as well, like eg. with leveraging internal and external feeds

2. leverage bookmarks and tags – building the base for

3. blogs and social networks (“social objects” that are shared within networks …)

4. group collaboration – intimate groups/teams organise knowledge in wikis and group systems

5. and last layer of the “knowledge pyramid” – personal tools, organise my stuff by tags, arrange in a portal, manage networks and feeds

“Feeds, flow and fluid navigation”, das erinnert auch an Stowes Vortrag bei der Web 2.0 Expo (“Better Social Plumbing for the Social Web“). Ja, dadurch können sich auch emergente Strukturen ausbilden, im Flow gewissermaßen – aber es braucht Freiheit und Ergebnisoffenheit. Plan- und Berechenbarkeit steht dem meist im Weg …

Eine interessante Frage kam dann noch aus dem Publikum – wie Mitarbeiter zur Beteiligung und Partizipation motiviert werden können? Lees Antwort war recht pragmatisch “give people the tools so that they can do their jobs better”.

Ja, das sehe ich ähnlich, ich würde noch ein “and step out of the way” hinzufügen, aber im Kern trifft das ins Ziel: Es geht darum mit Enterprise Social Software das “day to day corporate life” zu verbessern. In diesem Zusammenhang möchte ich gerne noch auf die Slides von Lees Talk bei der Reboot10 verweisen:

[…] about how [to] codify new freedoms within organisational structures and how we can create a win-win by helping humanise enterprises using social tools.

Rückblick auf den ECM-Summit – Pre-Conference Workshop

Blogs – die Wochenendmagazine des Web? Nun ja, die zeitnahe Begleitung und Dokumentation von Konferenzen findet zunehmend in direkteren Kommunikationskanälen wie Twitter statt. So habe ich für den ECM Summit erstmalig – ergänzend zu meinem Standard-Account einen Konferenz-Account eingerichtet.

Beim ECM-Summit waren Björn (u.a. hier) und ich die einzigen Live-Tweeter, andererseits haben einige Teilnehmer die Einträge interessiert verfolgt und sich direkt gemeldet (immer nett wenn man es auf diesem Weg schafft sich auch persönlich kennenzulernen – hat mich gefreut). Oft sind es ja die Gespräche in den (Kaffee-)pausen die auch nachhaltigen Eindruck hinterlassen. Wenn dann noch ein “Socializing”-Programm dazu kommt sind interessante Gespräche garantiert. So habe ich mich am Montag abend ausgiebig mit Lee Bryant von Headshift unterhalten – zum ersten mal richtig ausführlich nachdem wir uns wiederholt bei Konferenzen wie der Web 2.0 Expo, reboot u.a. getroffen haben. Das Chicken Tandoori hat uns beiden ausreichend Gelegenheit zu längerem Austausch gegeben – und dies beileibe nicht nur zu Social Software Themen (Danke Lee, ich überdenke die Urlaubspläne für 2009 …). Übrigens, Björn hat im Vorfeld des ECM-SUMMIT ein Video-Interview mit Lee Bryant geführt.

Blogs haben ihre Stärken in der Reflektion und der vertieften Betrachtung – allerdings ist das für eine Veranstaltung wie den ECM-Summit anspruchsvoll: fast durchgehend wurden mehrere Tracks angeboten, eingerahmt von intensiven Keynotes. Meine Interessen spiegeln sich so in der Auswahl der besuchten Tracks – speziell am ersten Tag, d.h. im Pre-Conference Workshop. Neben Workshops zu Intranet-Usability (mit Florian Bailey) und Intranet-Governance (auch spannend) wurde ein Wiki-Workshop mit meinem Beraterkollegen Markus Glaser von Hallo Welt! angeboten. Anders als in Köln war es dieses Mal ein ganztägiger Workshop in kleiner Runde, wodurch sich Raum für intensive Diskussionen und Fragen, auch zwischen den Teilnehmern, ergab. Meine grundsätzliche und nicht zum ersten mal getroffene Beobachtung ist es, dass an Unternehmenswikis Interessierte oft ähnlichen Fragestellungen gegenüberstehen. Natürlich bestehen unterschiedliche Vorstellungen und Ziele, und es macht einen Unterschied ob bspw. evaluiert werden soll ob Wikis eine Alternative und/oder Ergänzung zu bestehenden Intranets sein können oder ob Optimierungs- und Skalierungsmöglichkeiten für bestehende Wikis gesucht werden. Aber die spannenden Fragen sind meistens generisch – entsprechend dem Aphorismus dass es zu 90% um weiche Faktoren, Unternehmenskultur etc. geht und nur zu 10% um Hard Facts wie bspw. “Welche Wiki-Engine soll verwendet werden?”

Gemeinsam sind u.a. Fragen der Akzeptanz, also bspw. wie Mitarbeiter zur Mitarbeit und Partizipation animiert und motiviert werden können aber auch die Suche nach Erfahrungen und Ideen für die Implementierung (bspw. die Frage nach geeigneten Use Cases und Nutzenszenarien – idealerweise mit nachvollziehbaren RoI-Kalkulationen). Damit zusammenhängend ist auch die Frage wieviel Struktur in Unternehmenswikis notwendig ist (und wie sie entstehen kann, ob und wieviel vorgegeben werden muss etc. – grundsätzliche Fragen der Informationsarchitektur inbegriffen). Offene und veränderliche Ordnungsstrukturen, die flexibel an Anforderungen und Gegebenheiten angepasst werden können, sind anspruchsvoll. Sie stehen aber nicht im Widerspruch zum klar definierten Zielen und Einsatzarenen.