Lotus JamCamp – Change Management im Enterprise 2.0

Morgen ist es soweit – das Lotus JamCamp startet in Ehningen. Ich selbst werde erst heute zum Bus dazustoßen, um am Abschlußevent in Stuttgart teilzunehmen. Schade dass ich es aus Zeitgründen nicht geschafft habe die ganze Strecke mitzufahren, die Tour im Geekbus hat – so man dem Twitterstream Glauben schenken darf – doch viel Spaß gemacht.

Update: Es gibt einen Videorundgang durch den Bus, Rockstars on Tour, allein die vielen aufgeklappten Laptops …

Gearbeitet wurde aber auch, nicht nur an den einzelnen Haltestellen (Hannover, Bonn, Koblenz, Karlsruhe, Mannheim) sondern auch im Bus selbst. Unter anderem hat Petra Bäuerle ein Interview mit dem Competency Leader Web 2.0 und Social Software Arnd Layer geführt, rund um Fragen der Implementierung von Enterprise 2.0.

Mit Arnd habe ich zuletzt bei der re:publica die Diskussionen in der JamCamp Lounge moderiert, auch da war das Thema Implementierung und Organisationskultur zentral. Klar, die Akzeptanz durch die Mitarbeiter ist entscheidend, diese kann nicht nur dadurch gefördert werden dass E20-Werkzeuge möglichst nahtlos in die vorhandenen Arbeitsprozesse eingefügt werden, es braucht auch eine offene und partizipative Unternehmenskultur. Zitat:

Als Voraussetzung für ein Enterprise 2.0 ist die Bereitschaft für den Wandel in der Firmenkultur ausschlaggebend ?
Ja, man kann natürlich auch Enterprise 2.0 Werkzeuge unter dem Toolgedanken betrachten, aber einen echten Mehrwert wird man erst dann erzielen wenn man die partizipative Komponente im Unternehmen zuläßt. Die Einführung von Enterprise 2.0 Tools ist dann die technische Umsetzung dieses Wandels und bietet dem MA die notwendigen Hilfsmittel, um die Partizipation aktiv zu leben.

Letztlich muss es geschafft werden über eine Pilotgruppe technologisch interessierter „Early Adopters“ hinauszukommen, sprich die eigentliche Bewährungsprobe ist die Akzeptanz auf breiter Basis, enstprechend ist die Professionalität im Wandelprozess entscheidend, das feine Steuern zwischen den Optionen, das synchrone Vorgehen auf etablierten (top-down) und eher ungewohnten (bottom-up) Wandelpfaden:

Wie kann ein Unternehmen den Kulturwandel vollziehen ?
Dies kann Top Down oder Bottom Up geschehen. Am erfolgreichsten sind die Unternehmen, die beide Wege wählen. Top Down muss der Wandel gewollt und unterstützt werden und Bottom Up ist das erfolgreichste Modell zum Wandel. Also in einzelnen Teams, mit einzelnen Themen, Schritt für Schritt umsetzen.

Wer jetzt Lust bekommen hat am Freitag und Samstag beim JamCamp mitzudiskutieren – oder wer in den OnlineJam reinschnuppern möchte, der sollte sich zügig anmelden. Es wird sicher nicht nur für Enterprise 2.0-Interessierte spannend …

Symbiotic relationship between Web 2.0 and the Enterprise

Nice presentation by Shiv Singh of AA | Razorfish on the blurring between the (at first sight disparate) worlds of social networks in the enterprise and Enterprise 2.0. There are at least 5 reasons why it is a symbiotic relationship:

1. Facebook enters the Enterprise
2. Principles of Trust everywhere
3. Big Ideas & Little Ideas matter
4. Social Graphs serve as a bridge
5. Organizations have changed

Well, exactly my point about the importance of informal organization, when the collaboration infrastructure that’s available (determines ?) supports and complements “levels of feasible autonomy”, an autonomy that’s needed to fully leverage the capabilities of knowledge workers (and their creativity, their potentials to explore weak ties in their social graphs, their chances to float little ideas with potential, and more). So, while we shouldn’t neglect the nice things we can do with Enterprise mashups, SaaS, “the cloud” and all, this is technology at the heart. Yes, there are more areas where Web 2.0 in the Enterprise may help in reaching growth and resilience and Dion is giving a concise rundown. But many interesting things are related to the social fabric of the Enterprise 2.0, and Shiv Singh is reminding us about that.

ps. Shiv’s implementation lifehack (“People don’t start collaborating on the first day. You first need to provide context & content and champion entrepreneurship before fuelling participation.”) has me agreeing only halfway. Sorry, but to me entrepreneurship as characteristic of organizational culture is more of a journey than a starting point, nothing bad about this – you may very well change your organizational culture with 2.0 as driver of change. Not all pieces of an organizational culture need to be in place for good results.

BarCamp Berlin 3: Enterprise 2.0 und Unternehmenskultur

BarCamp Berlin 3

Ja, ich bin spät dran meine Unterlagen für die Unternehmenskultur-Sessions am BarCamp Berlin bereitzustellen, aber nun ja, ich hatte zwischendrin ein paar andere Aufgaben

Hier sind nun die kombinierten Folien – d.h. die Fortsetzungssession am Sonntag ist auch enthalten (klick auf das Bild verlinkt zur S5-Präsentationim Wiki):

Auf die Suche nach dem CEO 2.0 …

… geht der BITKOM, der Bundesverband Informationswirtschaft, Telekommunikation und neue Medien, mit zwei Publikationen.

Nachdem ich damals Jochen Robes’ Einschätzung teilte und in der Folge nicht weiter auf die Suche nach der Studie ging, ist sie nun (da die KnowTech heute und morgen stattfindet) breit verfügbar gemacht worden. Und damit ist sie faktisch relevant. Und weil andere auch kein Blatt vor den Mund nehmen will auch ich die Papiere analytisch und kritisch vorstellen. Schließlich ist ein reines Vorstellen und Verlinken von Studien – und da stimme ich voll und ganz Andrea Back zu – nicht zielführend. Also, es muss sein.

An der umfassenden Studie „Enterprise 2.0 – Analyse zu Stand und Perspektiven in der deutschen Wirtschaft“ (pdf) des BITKOM haben über 400 Unternehmen aus den unterschiedlichsten Branchen teilgenommen. Die Studie liefert Entscheidungsträgern Informationen zu Stand und Perspektiven von Enterprise 2.0 in deutschen Unternehmen und Organisationen. Demnach sind Wikis und Instant Messaging in Unternehmen schon weit verbreitet. „Der Einsatz von ,Weblogs’, ,Wikis’ und ,Tagging’ wird in den Unternehmen deutlich zulegen – darauf weisen die laufenden Einführungs- und Testprojekte hin“, sagt Claus E. Heinrich, Mitglied des BITKOM-Präsidiums. 87 Prozent der Befragten meinen, Web-2.0-Technologien werden im eigenen Unternehmen an Bedeutung gewinnen. Enterprise 2.0 setzt auf die Talente von Menschen und unterstützt deren intelligente Vernetzung. Unternehmen können schneller, flexibler und besser reagieren, Innovationszyklen verkürzen und sich im Kampf um Talente besser positionieren. Auf dem Weg zum Enterprise 2.0 durchlaufen Unternehmen einen tiefgründigen Wandel: Viele Unternehmen experimentieren bereits mit Web-2.0-Anwendungen – insgesamt hat die strategische Ausrichtung auf Enterprise 2.0 gerade erst begonnen.

Soweit ganz nett. Ich freue mich ja immer, wenn das Thema Enterprise 2.0 eine positive Presse hat. Und mit den Grundaussagen kann ich gut leben:

  • Mit der Aussage „Web-2.0-Technologien werden in unserem Unternehmen an Bedeutung gewinnen“ identifizierten sich 87,4% (sic!) der Befragten „voll und ganz“ bzw. eher zustimmend
  • 62% der Befragten konnten bereits grundsätzlich positive Auswirkungen auf den Unternehmenserfolg feststellen.

Zu den Zahlen (87,4% bei 400 Teilnehmern) kann man verschieden stehen und natürlich sind solche Studien immer kritisch zu bewerten, nicht zuletzt weil es zentral darauf ankommt wer wen fragt (und ob der Befragte überhaupt kompetent Auskunft geben kann). Dennoch haben sie eine Funktion als Trendbarometer – die in der Regel über ihren empirischen Gehalt hinausgeht – und regen Diskussionen in den Unternehmen an. Wie ich oben sagte, sie sind relevant, auch wenn sie methodisch offene Flanken aufweisen.

Die empirische Studie ergänzt das neue BITKOM-Positionspapier „Enterprise 2.0 – auf der Suche nach dem CEO 2.0: Neue Unternehmensphilosophie gewinnt Konturen“ (pdf). Das Positionspapier charakterisiert Enterprise 2.0 als eine ganzheitliche Unternehmensphilosophie, die auf Selbstorganisation, flache Hierarchien und Partizipation setzt. Es thematisiert u.a. die neue Rolle von Unternehmensführungen, neue Freiräume für die Mitarbeiter, die Unternehmenskultur, Einführungsstrategien und Aufgaben bei der Integration von Web 2.0 in die bestehende Unternehmens-IT. „Solche Organisationsformen kommen mit einem geringen Maß an zentraler Planung und Steuerung aus. Hier wird Führung wichtiger als Kontrolle“,[…] Unternehmenslenker sind in diesem Umfeld als Impulsgeber und Vorbilder gefordert. Sie definieren den Rahmen selbstorganisierter Arbeit und unterstützen den organisationalen Wandel. Das Positionspapier richtet sich an Führungspersonen, die sich mit der strategischen Ausrichtung ihrer Unternehmen und Organisationen befassen. An sieben Fallbeispielen aus Handel, Versicherungs- und Gesundheitswirtschaft sowie Hightech-Branche zeigt die Publikation konkret, wie Organisationen und Unternehmen schon heute Web-2.0-Technologien nutzen.

Die Nutzenpotenziale von Enterprise 2.0 werden aber mehr als hölzern dargelegt – nur ein Beispiel ist es wenn (wieder einmal) die Wikipedia als Standardbeispiel dargestellt wird:

  • Strukturierung von Inhalten durch deren Nutzer (z. B. Wikipedia)
  • Bereitstellung von Inhalten durch Nutzer (z. B. Wikipedia)
  • […]

Anderes hat nicht viel mit Enterprise 2.0 zu tun:

  • vereinfachte Integration von Diensten/ Inhalten aus unterschiedlichen Quellen auf einem Portal (z. B. in personalisierten Nachrichtenportalen oder Kartendiensten)

bzw. übersieht viel zentralere Beispiele

  • Möglichkeit für Nutzer, Inhalte oder Vorgänge zu bewerten und mit Tags zu versehen (z. B. Portale von eBay, Amazon)

Als ob personalisierte Unternehmensportale und das Rating von Verkäufern Enterprise 2.0 wären – das ist im Grunde nicht mal Web 2.0 (wie von Tim O’Reilly noch einmal aktualisiert).

Web 2.0 is ultimately about understanding the rules of business in the network era. I define Web 2.0 as the design of systems that harness network effects to get better the more people use them, or more colloquially, as “harnessing collective intelligence.” This includes explicit network-enabled collaboration, to be sure, but it should encompass every way that people connected to a network create synergistic effects.

Positiv fällt mir dagegen auf, dass eine kleine Absage an die verbreitete Einschätzung erteilt wird, hier gehe es um neue Technologien (“Wenn auch Enterprise 2.0 deutlich mehr ist als Technologie, so gehen doch von der Technologie maßgebliche Impulse für den Wandel aus”) und “Enterprise 2.0 ist keine Frage von Technologie und Applikationen allein und geht auch über die Veränderung von Unternehmensstrukturen hinaus. Vielmehr ist Enterprise 2.0 eine ganzheitliche Unternehmensphilosophie, die auf Selbstorganisation, flache Hierarchien und Partizipation setzt”. Würde ich auch so schreiben.

Mehr missfällt mir aber, dass die vorgestellten Fallbeispiele (von einzelnen Ausnahmen abgesehen) aus großen Organisationen stammen – mit der Folge, dass das Gros der “Unternehmenslenker” daraus nur begrenzten Nutzen ziehen können wird. Zu unterschiedlich ist doch die Ausgangssituation bspw. in einem KMU als dass diese Vorbilder zum Nachmachen animieren. Dies fällt negativ auf, gibt es doch Unternehmen (und die nur kurz erwähnte Synaxon AG ist nur ein Beispiel) an denen man viel besser ableiten könnte was notwendig ist und wie Schritte aussehen könnten. Die Fokussierung auf das “Establishment”, das zudem teilweise auch als Anbieter in diesem Kontext agiert, ist aus meiner Sicht daher eher unglücklich.

Ein letzter Kritikpunkt betrifft die vorgestellten “Selbsttests” (strategische Readiness usw.). Diese kranken grundlegend daran, dass sie zu einfach sind und nicht an die wirklichen Knackpunkte herangehen. Wie gesagt, es ist schwierig in diesem schnell veränderlichen Bereich ein umfassendes Bild entwerfen zu wollen. Aber die Berichte senden auch dadurch unscharfe Signale aus, zudem werden gerade in diesem Teil allzu viele Buzzwords eingestreut, die es Skeptikern leicht machen Enterprise 2.0 als neuesten Hype abzutun. Zudem versuchen die kurzen Readiness Checks, die quasi die Kulmination des Berichts darstellen, etwas zu messen was nur schwer zu messen ist. Auch damit werden aus meiner Sicht falsche “Signale der Berechenbarkeit und Beherrschbarkeit” ausgesendet. Klar, man kann viel messen und im Zweifel auch in eine 5-er-Skala pressen (und das Mantra “if you can’t measure it, you can’t manage it” ist pragmatisch gesehen immer noch weit verbreitet). Mit einer umfassenden und weiterführenden Situationsanalyse hat das aber wenig zu tun. Genau eine solche muss aber am Anfang des Weges hin zu Enterprise 2.0 stehen.

Grundsätzlich erscheint mir aber die Behandlung des komplexen Themas Enterprise 2.0 in beiden Berichten etwas zu simpel. Natürlich soll vorrangig Interessierten der Einstieg erleichtert werden, dennoch sollte man über die komplexen Herausforderungen nicht leichtfertig hinweggehen. Ich kann zwar sehr gut nachvollziehen, wie schwierig es ist umfassend zu erklären, was hinter Enterprise 2.0 steht. Aber auch wenn die “Suche nach dem CEO 2.0” grundsätzlich richtig ist – ja, es bedarf einem Management Commitment, und dessen Unterstützung und Durchhaltevermögen, ohne das Management ist es schwer ein Budget für eine konsequente Umsetzung zu bekommen* zu bekommen – wenn es nicht wirklich geht muss man sich eben auch einmal zurückhalten bzw. gute Fragen an die Stelle von einfachen Antworten stellen.

* Ja, auch um Enterprise 2.0 Berater in die Planung, Vorbereitung und Implementierung einbeziehen zu können …

BarCamp Stuttgart – Rückschau und mehr …

Es wird Zeit für meine Rückschau auf das Barcamp Stuttgart Wochenende. Kurz gesagt – es war so gut, dass eine Neuauflage im Herbst/Winter 2009 geplant ist. Hier kann man sein Interesse bekunden: BarcampStuttgart2, mehr Informationen folgen dann.

Eine zentrale Frage ist es natürlich wie dann das Event-Tag aussehen soll, das diesjährige Tag #bc0711 müssten wir wohl ergänzen. Aber #bc0711_2 – nun ja, ich weiß nicht …

Viele Sessions habe ich selbst dieses Mal nicht besucht, entsprechend ist die Anzahl und der Umfang meiner Berichte beschränkt. Aber Kaffeemachen bzw. die Diskussionen mit vielen alten und neuen Bekannten (u.a. Christian Spannagel) gehen nun einmal vor. Insofern verweise ich hier mehr auf die Vielzahl der Berichte anderer, aber auch auf die vielen Tweets und Dents.

Die Unterlagen meiner eigenen Session zum Thema Enterprise 2.0 und Unternehmenskultur reiche ich hier nach. Nicht in Form von Slideshare oder Powerpoint sondern als Präsentation im Wiki (Bild ist verlinkt …):

Ausgehend von zwei Konzepten (Implementierung, Enterprise 2.0) kam ich zum Faktor Unternehmenskultur (und dem Faktor Mensch). Der Claim “… nicht von Alpha bis Omega – aber fast” ist dabei natürlich unrealistisch – hinter allen drei Begriffen tun sich Welten auf, die zudem massiv zusammenhängen.

Letztlich wurde die Session denn auch zu einem Par-Force-Ritt durch verschiedene Modelle und Konzepte des organisatorischen Change Managements, u.a. Zielgruppen des Wandels, Gewinner und Verlierer, Stakeholder-Analyse, Ansatzpunkte der Implementierung, Infrastruktursektoren, Erfolgsfaktoren und mehr bevor ich am Ende auf ein paar Theorieklassiker der Organisationswissenschaften (Edgar Schein und Co.) eingehen konnte.

Mir hat die Diskussion viel Freude gemacht, das erste Ziel das diffuse Konzept “Unternehmenskultur” für die Teilnehmer etwas konkreter und handhabbarer zu machen habe ich sicherlich zum Teil erreicht. Bspw. weil es dazu führte dass sich der eine oder andere damit mehr beschäftigen will. Verständnis für die Ebenen, Funktionen und “Mechanismen” der Unternehmenskultur ist eben extrem wichtig für die Einführung von Enterprise 2.0 ist. Ja, fast schon ein Mantra: “Changing tools without a real cultural and process change won’t do it”.

Zuletzt – ohne die Finanz- und Sachsponsoren ist es nicht möglich ein Event dieser Güte zu organisieren. Allen Sponsoren sei hiermit ein riesiges Lob gezollt, das Engagement wurde von allen registriert und beachtet. Auch die Organisation durch das (Kern-)Orga-Team Jan, Markus und Carsten ist bemerkenswert. Ich selbst war als Wiki-Kümmerer wie andere mehr am Rand involviert, umso mehr kann ich einschätzen wieviel Zeit und Mühe die drei investierten. Ein großes Dankeschön – ich freue mich schon auf die Orgarunden zum BarCampStuttgart2.